Ärztemangel in Brandenburg – Nachklapp zur Podiumsdiskussion
Am 25. Mai 2023 fand im Saal des Bürgerbildungszentrums in Eberswalde eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Ärztemangel – Warten bis (k)ein Arzt kommt!“ statt.
Als Diskussionsteilnehmer wurden Roswitha Schier (CDU, Mitglied des Landtages Brandenburg), Dr. Amin Ballouz (Landarzt), PD Dr. Dr. Meikel Vesper (Chefarzt) sowie Norman Gloede-Schönecke (Kreisgeschäftsführer DRK Niederbarnim) durch den Deutschen Familienverband, Landesverband Brandenburg und die CDU Eberswalde eingeladen. Die Moderation wurde durch Sebastian Heimann, den Bundesgeschäftsführer des Deutschen Familienverbandes sichergestellt.
vlnr: Danko Jur (Vorsitzender CDU Eberswalde), PD Dr. Dr. Meikel Vesper (Chefarzt), Jörn Voß (Geschäftsführer Deutscher Familienverband LV Brandenburg), Roswitha Schier (CDU, MdL), Norman Gloede-Schönecke (Kreisgeschäftsführer DRK Niederbarnim), Dr. Amin Ballouz (Landarzt), Sebastian Heimann (Bundesgeschäftsführer Deutscher Familienverband)
Bei der ärztlichen Versorgung steht Brandenburg im deutschlandweiten Vergleich am Ende der Skala. Im Durchschnitt muss hier ein Arzt knapp 250 Menschen versorgen. In Berlin hingegen kümmert sich ein Doktor um etwa 150 Patienten. Es herrscht dringender Handlungsbedarf, die medizinische Versorgung in Brandenburg für die Zukunft sicherzustellen. Ansonsten wird es unweigerlich zu einer dramatischen Unterversorgung vor allem der älteren und auf dem Land lebenden Menschen kommen.
Die Veranstaltung beleuchtete unter anderem die demographische Krise als eine der wesentlichen Ursachen für den Ärztemangel in Brandenburg. Den älteren Medizinern, die sich kurz vor dem Ruhestand befinden, stehen nur eine begrenzte und immer weniger werdende Anzahl junger Ärzte gegenüber, die Praxen auf dem Land übernehmen oder gar neue aufbauen wollen.
Dieses zunehmende Ungleichgewicht führt zu einer Überlastung der verbleibenden Arztpraxen, zu langen Terminwartezeiten und folglich wirkt sich das negativ auf die Qualität der medizinischen Versorgung aus. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, junge Mediziner zu ermutigen, ihre Karrieren im ländlichen Brandenburg zu beginnen, fortzusetzen und dort im besten Falle auch eigene Familien zu begründen.
Die Podiumsdiskussion betonte die mögliche soziale Spaltung, die durch den Ärztemangel in Brandenburg entsteht. Diejenigen, die es sich leisten können, fahren oft über lange Strecken zur nächstgelegenen Arztpraxis oder wenden sich direkt an Privatmediziner. Das ist jedoch keine Lösung für den Ärztemangel in Brandenburg. Patienten mit begrenzten finanziellen Ressourcen und mit Mobilitätseinschränkungen bleiben außen vor. Eine gute und flächendeckende medizinische ist ein Grundrecht eines jeden Patienten, unabhängig von ihrem Wohnort oder sozialem Status.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden verschiedene Maßnahmen diskutiert, um den Ärztemangel in Brandenburg zu lösen und eine bessere Versorgung sicherzustellen. Eine Schlüsselrolle spielt die Förderung der medizinischen Ausbildung und die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen für junge Ärzte, um sie dazu zu ermutigen, sich in Brandenburg niederzulassen. Dies könnte durch Stipendien, finanzielle Anreize und eine gezielte regionale Werbung durch Landräte sowie Bürgermeister erreicht werden.
In der anschließenden Frage- und Antwortrunde machten die Zuhörer klar, dass nicht nur die Politik entschlossen mit Fördermaßnahmen und Anreizen gegen den Ärztemangel vorgehen muss. Auch die Kassenärztlichen Vereinigungen stehen in einer Handlungsschuld und dürfen den „Schwarzen Peter“ nicht ständig den politischen Akteuren im Landtag zuschieben.
Darüber hinaus wurde von den Podiumsteilnehmern die Bedeutung von Kooperationen zwischen Kliniken, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen betont, um Synergien zu schaffen und die Effizienz der Ressourcennutzung zu verbessern. Telemedizinische Lösungen wurden ebenfalls als Ansatz diskutiert, um den Zugang zur ärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten zu verbessern und Patienten die Möglichkeit zu geben, medizinische Beratung aus der Ferne zu erhalten – sofern die Internet-Infrastruktur dafür in außerstädtischen Räumen überhaupt hinreichend vorhanden ist.
„Der Ärztemangel in Brandenburg ist besorgniserregend. Unsere Podiumsdiskussion hat deutlich gemacht, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die medizinische Versorgung in der Region zu erhalten und zu verbessern“, so Danko Jur, Vorsitzender der CDU Eberswalde. „Die Politik muss mit den relevanten Akteuren Hand in Hand handeln, damit wir in Zukunft eine gute und verlässliche medizinische Infrastruktur für alle Bürger haben, ob jung oder alt. Ob in der Stadt oder entfernt auf dem Lande.“
Jörn Voß, Landesgeschäftsführer des brandenburgischen Familienverbandes zieht folgendes Fazit: „Ohne eine vernünftige Familienpolitik kann man keine zukunftsorientierte Gesundheitspolitik machen. Nur durch eine koordinierte und umfassende politische Herangehensweise kann Brandenburg dem drohenden sozialen Gefälle und der ärztlichen Unterversorgung entgegenwirken und sicherstellen, dass alle Familien den gleichen Zugang zu qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung haben.“